Für viele bedeutet Wildcamping Freiheit und Abenteuer pur. Aufgrund des Camping Booms während der Pandemie und einigen schwarzen Schafen ist Wildcamping aber etwas in Verruf geraten. Auch wir von MyCamper wollten diese Art der Übernachtung testen und haben uns zu dritt mit einem umgebauten VW Transporter in unser Abenteuer aufgemacht.
In unserem Erfahrungsbericht über das spontane Wildcamping am Vierwaldstättersee verraten wir dir, weshalb wir bei der Suche ins Schwitzen kamen und wie wir schliesslich die Erlaubnis für unseren Übernachtungsplatz erhielten.
Als Wildcamping wird gemäss Wikipedia das Übernachten in mobilen Unterkünften wie Zelten, Wohnmobilen, oder wie in unserem Fall in einem VW Bus abseits von offiziellen Camping- und Stellplätzen bezeichnet. Grundsätzlich ist Wildcamping in der Schweiz nicht verboten, was aber auch nicht heisst, dass es generell erlaubt ist wild zu campen. Mehr zur allgemeinen Rechtslage und detaillierten Informationen zu den Regelungen in den einzelnen Kantonen findest du in unserem Artikel Wildcamping: Regelung in der Schweiz.
Wir haben lange überlegt, wohin wir fahren sollten. Uns war es dabei wichtig möglichst – da wir zum Reisezeitpunkt April haben – ein paar warme Tage und hoffentlich Nächte zu verbringen. Bei der Planung kam uns daher direkt Tessin in den Sinn. Von unserem Startplatz sind das ca. 2,5 Stunden, das ist noch machbar. Um aber eine evtl. Schönwetter Situation in der Nähe zu nutzen, haben wir mit den Apps Park4Night und iOverlander nach möglichen Spots gesucht und abgespeichert.
Über MyCamper haben wir einen umgebauten VW T5 gemietet. Wir haben uns für einen VW Bus mit Dachzelt entschieden, da wir so problemlos auch mal eine Neben- und Waldstrasse nehmen können, um zu einem schönen Spot zu gelangen. Zudem haben wir mit dem Dachzelt genügend Platz, um zu dritt komfortabel im Fahrzeug zu übernachten.
Es ist Dienstag, wir haben Sonnenschein und kein Regen in Sicht. Es soll zwar nachts um die 4 Grad Celsius haben, aber unser Camper hat eine Standheizung. Perfekt! Wir können viel Sonne nutzen und brauchen nicht in das Tessin fahren.
Wir holen unsere gespeicherten Spots raus und überlegen, wohin es gehen soll. Wir entscheiden uns nach einem kurzen Call mit einem Freund Richtung Vierwaldstättersee – genauer Gersau – zu fahren. Hier soll sich ein toller Spot mit Aussicht, Feuerstelle, Bänken und Tisch befinden. Ob wir ihn nutzen können, wissen wir nicht, eine offizielle Genehmigung haben wir auch nicht. Wir versuchen unser Glück.
Dort angekommen sind wir überwältigt von der Aussicht. Alles ist wie wir es uns erhofft hatten. Die Feuerstelle hat Holz, das man nutzen könnte, Bänke und Tisch sind vorhanden und wir sind etwas abgelegen, sodass wir keinen stören sollten.
Der Haken ist nur, es existiert ein Schild auf dem klar ersichtlich ist, «Camping ist hier nicht erwünscht» – schade, hier können wir nicht übernachten. Wir packen also unsere Handys erneut raus und suchen. Der neue Spot sollte in der Nähe sein, da wir bereits ca. 18 Uhr haben und bald etwas essen möchten. Doch in den Apps finden wir nichts direkt um die Ecke.
Daher entscheiden wir uns verschiedene Punkte, die wir zuvor auf der Strecke und welche, die wir auf Google Maps und Apple Karten gesehen haben, anzufahren. Der erste Punkt ist keine 5 Minuten entfernt, perfekt – doch leider ist per richterlichem Beschluss der Zugang verboten, wir fahren weiter.
An der Straße gibt es verschiedene Parkmöglichkeiten, aber möchten wir direkt an der Straße übernachten und unser Essen zubereiten? Nein, weiter geht’s.
Ein Parkplatz oberhalb der Straße mit genügend Platz, das könnte es sein. Wir müssten zwar etwas für die Übernachtung zahlen, aber das wäre ok. An dem Zahlautomat angekommen, sehen wir ein Camping Verbotsschild zwischen 20 – 8 Uhr – das können wir vergessen. Wie geht es nun weiter? Alle Spots, die wir gesehen haben passen uns nicht. Heißt es, dass wir zurückfahren müssen? Das war nicht unser Plan.
Nochmals holen wir unsere Handys raus und schauen. Dabei entdecken wir eine Straße, die Richtung Wald führt und nicht direkt von Wohnhäusern umgeben ist. Es scheint eine Sitzbank dort zu geben, aber man erkennt es nicht gut aufgrund der Fotoqualität. Mit aller Hoffnung etwas gefunden zu haben, machen wir uns los.
Wenige Minuten später die Erleichterung. Wir finden kein Schild dort, die Aussicht ist perfekt. Eine öffentlich zugängliche Sitzbank ist vorhanden. Die Häuser die wir sehen, sind landwirtschaftlich genutzt. Unser Camper ist etwas hinter einem Baum geschützt. Hier sollten wir niemanden stören.
Checke weitere alternative Übernachtungsoptionen, dazugehörige Tipps und Plattformen auf dieser Übersicht. Unser MyCamper Team hat alle davon in 3er Gruppen für dich getestet – hier lang zu den Erfahrungsberichten:
Unser Wildcamping Platz kann anders als andere Übernachtungsplätze nicht mit sanitären Anlagen oder einem Wellnessangebot trumpfen (gefühlt sind wir die einzige Gruppe ohne Sauna), dafür ist unsere Aussicht kaum zu schlagen. Der Platz glänzt mit einer wunderbaren Aussicht über den Vierwaldstättersee und das umliegende Alpenpanorama. Zudem sind wir direkt in der Natur und haben den Spot ganz für uns.
Mehr brauchts auch nicht. Alles, was wir für einen gelungenen Campingtrip brauchen, haben wir schliesslich mit dabei. So zaubert unser Chief Technology Paella Officer kurzerhand eine wunderbare Paella zum Abendessen, während die Sonne am Horizont langsam unter geht.
Beim Abendessen bekommen wir dann doch noch Besuch. Der Landwirt vom anliegenden Hof erledigt noch ein paar Arbeiten in der Nähe unseres Spots. Kurzerhand fragen wir ihn, ob es okay ist, wenn wir hier die Nacht verbringen und ob er noch etwas von unserer Paella möchte. Er sagt, dass wir gerne die Nacht verbringen können, solange wir den Platz ordentlich hinterlassen. Da er bereits gegessen hat, können wir ihn nicht von unserer Paella überzeugen, für ein Feierabendbier ist er aber zu haben.
Beim Bier erzählt uns der Landwirt, dass der Spot letzten Sommer praktisch jeden Abend besetzt war und teilweise nicht sauber hinterlassen wurde. Aus diesem Grund liess die Kooperation den Platz auch aus Apps wie Park4Night entfernen. Wir haben uns deshalb entschieden, die exakte Position des Platzes auch nicht hier zu teilen. Nach einem spannenden Gespräch mit dem Landwirt lassen wir den Abend um ein kleines Feuer ausklingen.
Die Region Vierwaldstättersee bietet für jeden etwas. Als Tagesausflug bietet sich die Rigi aka “Königin der Berge” an. Für einen gemütlichen Ausflug bringt einem eine der 9 Bahnen ohne grosse Anstrengung auf die Rigi. Sehr zu empfehlen ist die Fahrt mit einer der zwei historischen Zahnradbahnen ab Vitznau oder Goldau. Wer es aktiver mag, wählt einen der vielen Wanderwege die auf die Rigi führen. Frühaufsteher können auf dem Gipfel einen wunderschönen Sonnenaufgang geniessen.
Ebenfalls immer einen Abstecher Wert ist die Stadt Luzern. Nicht umsonst wird sie von vielen als die “Schönste Stadt der Schweiz” bezeichnet. Das historische Altstädtchen mit der weltberühmten Kapellbrücke und der Blick auf den See mit dem Alpenpanorama lädt zum Flanieren und Verweilen ein. Auch wir von MyCamper haben an unserem Anreisetag noch kurz eine Tour durch die Stadt gemacht.
Wildcamping ist sicherlich nicht die komfortabelste Art campen zu gehen, da meist der Zugang zu sanitären Anlagen fehlt. Jedoch ist man mit keiner anderen Übernachtungsart so spontan und frei. Die Nähe zur Natur und die Möglichkeit, an wunderschönen Plätzen zu übernachten, haben uns überzeugt.
Wer gerne wildcampen gehen möchte, sollte auch immer etwas Spontanität mitbringen, denn man weiss selten, an welchem Platz man in der nächsten Nacht schlafen wird. Zudem sollte man sich im Voraus über die lokalen Regelungen und Gesetze informieren, um unschöne Überraschungen vermeiden zu können.
Obwohl wir zwischenzeitlich etwas ins Schwitzen kamen, war der Ausflug insgesamt ein voller Erfolg und wir freuen uns bereits auf den nächsten Trip mit dem Team.