Geplant war, einige Tage Frankreich zu erkunden. Doch nicht das erste Mal warfen die Corona Vorschriften sämtliche Reiseplanungen über den Haufen. Was tun? Plan B hielt, was er versprach: eine tolle Auszeit im Schweizer Jura. Mein Mann Andy und ich nehmen dich gerne mit auf unsere Reise und geben dir ein paar Tipps zu Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten im Jura.
Ursprünglich stammt der Name GusTheBus von einem orange-gelben Schulbus, der in Kinderbüchern von seinen Abenteuern erzählt. GusTheBus von Carole und Luc hingegen, ist ein ehemaliger Lieferwagen der Schweizerischen Post. Er wurde von ihnen 2019 derart heimelig und gleichzeitig praktisch umgebaut, dass wir uns beim ersten Betreten sofort in diesen herzigen Camper verliebten.
Wir empfehlen dir, wenn du über die Feiertage verreisen möchtest, früh Campingplätze im Jura zu reservieren. Wildcampieren ist im Kanton Jura offiziell nicht erlaubt. Wir entschieden uns nach einigen Absagen, auf dem einen Camping, der uns einen freien Platz zusagte, gleich drei Nächte zu bleiben.
Ulrich Roth, der Betreiber von Le Chandelier, sorgt sich persönlich um das Wohl seiner Gäste. Er spricht Deutsch und Französisch und wir hörten ihn oft fragen: „Wie geht’s euch heute? Und den Kindern? Ist alles ok?“ Zum Abendessen genossen wir es, von Ulrich Roth persönlich bekocht zu werden und können seine Kochkünste, trotz etwas langer Wartezeit, sehr empfehlen.
Der Platz ist relativ klein und entsprechend fühlt man sich fast wie in einer Familie und wird schnell von den Nachbarn zu einem Aperitif und Schwätzchen eingeladen.
Obwohl der Platz direkt unter dem imposanten Zugviadukt liegt, erlebten wir ruhige Nächte. Die Parzellen sind in der Länge grosszügig bemessen aber der nächste Nachbar logiert links und rechts sehr nah.
Die Knöpfe der Duschen und Lavabos behagten mir nicht. Sie reagierten auf ein Drücken und spendeten nur ein paar Sekunden lang Wasser. Zudem war das Duschwasser leider bereits um 10 Uhr morgens nur noch lauwarm. Zum Abwaschen gabs am Abend jeweils nur kaltes Wasser. Doch die sanitären Anlagen werden regelmässig sauber geputzt.
Adresse | Camping Le Chandelier Chemin de Lorette 1 2882 Saint-Ursanne |
Telefon | +41 79 251 24 32 |
[email protected] | |
Website | Camping Le Chandelier |
Preise für ein Fahrzeug & eine erwachsene Person | ab CHF 25.00 pro Nacht |
Hunde erlaubt? | Ja, es gilt Leinenpflicht |
Spezielles | Sehr kleiner Campingplatz |
Für Kinder und erwachsene Dinobegeisterte ist Réclère ein toller Ausflugsort. Wir entdeckten 45 lebensgrosse Reproduktionen von prähistorischen Lebewesen auf unserem Waldrundgang. Leider ist die Grotte nebenan corona-bedingt geschlossen. Ein Take Away stillt den grössten Hunger und es ist auch eine Toilette vorhanden.
St. Ursanne wird „Perle des Juras“ genannt und wenn du mittelalterliche Städtchen magst, bist du hier genau richtig. Erkunden kann man die Stadt auf mannigfaltige Art und Weise – auf eigene Faust, per App oder Führung.
Direkt neben dem Campingplatz Le Chandelier befindet sich das Tourismusbüro. Hier kannst du eine Kanutour buchen oder wie wir, E-Bikes mieten. Für uns war es das erste Mal, dass wir uns auf ein E-Bike wagten. Unsere Tour führte uns ab St. Ursanne vorerst auf der roten Bike Route 709. In Epiquerez verliessen wir die Route 709 und genossen die Abfahrt auf der normalen Strasse nach Soubey. Dem Doubs entlang fuhren wir zurück nach St. Ursanne.
Für die gesamte Strecke benötigten wir (exkl. Pausen) 3.5 Stunden per E-Bike und es war für uns Unerfahrene zwar eine Herausforderung, aber dennoch gut zu meistern.
Für unsere Wanderung fuhren wir zuerst mit dem Camper ins 35 Autominuten entfernt gelegene Roggenburg.
Dem Bach La Lucelle folgend, erreichten wir in 2 Stunden 50 Minuten Lucelle. Am kleinen See lässt es sich herrlich picknicken. Lucelle war ursprünglich ein Kloster mit diversen Verwaltungsgebäuden und liegt direkt an der französischen Grenze, wie auch der gesamte Wanderweg auf dieser verläuft. Das Postauto brachte uns nach Delémont und mit Umsteigen ein weiterer Kurs, an den Ausgangspunkt in Roggenburg.
Vom Camping La Grand Ecluse in Delémont (siehe weiter unten) machten wir uns auf zum Bahnhof Delémont. Der Fussmarsch dauert etwa 15 Minuten und ist malerisch, da er an der Sorne entlangführt. Das Postauto brachte uns von Delémont nach Rebeuvelier. Über den Mont Raimeux wanderten wir in 3 Stunden 40 Minuten (exkl. Pausen) nach Grandval. Dies ist ein Teil des Jakobsweges der Strecke Basel-Genf (Via Jura No 80). Im Zug fuhren wir über Moutier wieder zurück nach Delémont.
Mit der Gästekarte kannst du die öffentlichen Verkehrsmittel im Gebiet Jura inkl. Moutier und Tramelan gratis benutzen und erhältst reduzierte Tickets in vielen Einrichtungen, darunter der Dino Park Réclère mit einer 25% Reduktion.
Bevor wir unser schnuckeliges Zuhause GusTheBus zurückgeben mussten, verbrachten wir die letzte Nacht auf dem Camping La Grande Ecluse in Delémont. Wir wurden freundlich begrüsst und auch dort spricht man Französisch und Deutsch. Für das morgige Frühstück, bestellten wir Brötchen und Gipfeli.
Der Campingplatz La Grande Ecluse ist hübsch gelegen und auch hier kann man Take Away bestellen. Zu nicht Corona Zeiten, ist es natürlich ein normaler Restaurantbetrieb.
Was mir persönlich weniger gefiel, waren die sanitären Anlagen. Es gibt eine Männer- und Frauen-Toilettenreihe und dazwischen befinden sich die Abwaschtröge. Doch die WCs sind nicht von einer wetterschützenden Mauer umgeben. Man befindet sich also nicht wirklich in einem Häuschen.
Die Frauentoiletten sind zur Sorne hin ausgerichtet und der kalte Wind fühlte sich im Waschraum und dem WC sehr unangenehm an. In dieser Kälte hätte ich auf dem bereitgestellten Wickeltisch kein Baby wickeln wollen. Im Sommer mag dieser Sanitärbereich ok sein, aber im Frühling und Herbst ist er je nach Wetter nicht ideal.
Diese sanitäre Einrichtung empfand ich als ungewöhnlich und habe es weltweit auf noch keinem offiziellen Campingplatz so erlebt, dass sämtliche Toilettenpapierhalterungen entfernt wurden und man das «Versäuberungspapier» selber mit in die Kabine bringen muss. WC Papier gehört für mich zum Preis-Leistungsverhältnis dazu.
Adresse | Camping TCS “La Grande Ecluse” La Grande Ecluse 1 2800 Delémont |
Telefon | +41 (0) 32 422 75 98 |
[email protected] | |
Preise | 1 Erwachsene ab 24.–/Nacht |
Hunde erlaubt? | Ja |
Wir bedauerten es sehr, GusTheBus bereits nach 5 Tagen wieder zurückgeben zu müssen. Man merkt, dass Carole und Luc selber mit ihm monatelang unterwegs waren. Denn er ist in vielen Details enorm geschickt und nützlich ausgestattet. Angefangen von Schuhablagen, die man sowohl von aussen, wie vom Bett her erreicht, bis hin zu den vielen Verstaumöglichkeiten.
Die Holzverkleidung und Dekorationsgegenstände im Shabby Chic Stil, lassen einen wie in einem kleinen Häuschen fühlen, statt in einem Gefährt.
Der April macht bekanntlich, was er will und so erlebten wir sonnig-heisse, aber auch kalte Tage. An warmen Tagen genossen wir es, draussen zu essen. Der Bus bietet genügend Geschirr und Mobiliar. Ja, es gäbe sogar die Möglichkeit, eine Sonnenstore am Camper zu befestigen.
An kälteren Tagen schätzten wir es, dass der Bus über eine rasch fühlbare Heizung verfügte. Die Schlafliege lässt sich zu einem Teil schnell zurückschieben und ein Tisch zaubert sich wie bei „Tischlein-deck-dich“ fast von alleine hervor.
Alle Handgriffe zum kleinen „Umbau“ von der Essecke zur grosszügigen Bettfläche, sind kinderleicht zu bedienen. Was wir ebenfalls schätzten, war die Höhe des Campers. Wir mussten kein Dach aufstellen, um darin aufrecht zu stehen.
Wenn Corona es endlich mal zulässt, werden wir GusTheBus gerne mal für eine längere Frankreichreise mieten. Da er autonom ist, das heisst mit WC, Dusche, Solaranlage, Heizung ausgestattet, würden wir dann das Campieren auf einem Platz ohne sanitäre Einrichtungen und Strom ausprobieren.