Eine Woche lang bereiste ich die Ostküste Sardiniens im April 2023 mit meinem VW T5 und entdeckte dabei malerische Dörfer und paradiesische Strände. Die kulturelle und landschaftliche Vielfalt der italienischen Insel lässt sich super mit einem Camper bereisen.
Rund 7 Nächte verbrachten meine beste Freundin Viktoria und ich auf Sardinien. Zwei zusätzliche Tage rechneten wir für die An- & Rückreise aus der Schweiz nach Livorno mit ein. Da die Fähren auch über Nacht zwischen dem Festland und der Insel verkehren, lässt es sich super von der Anreise erholen und entspannt mit einem vollen Tag auf der Insel starten.
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Genua nach Olbia
Livorno nach Olbia
Genua nach Porto Torres
Savona nach Porto Torres
Für die rund 7-stündige Autofahrt nach Livorno haben wir einen grosszügigen Zeitpuffer eingerechnet. Die spontane Idee, dem schiefen Turm von Pisa einen Besuch abzustatten, weicht der Vorfreude aufs Meer. In Marina di Pisa beobachten wir das rege Treiben auf der Strandpromenade bei einem köstlichen Cappuccino. Das kristallklare Wasser gibt eine Vorahnung auf das, was auf der sardischen Insel wartet. Wir sind bereit für die Insel und rollen nach diesem kurzen Zwischenstopp vorfreudig auf die Nachtfähre in Richtung Olbia.
Die rund 12-stündige Überfahrt von Livorno nach Olbia vergeht dank einer bequemen Nacht in der Kabine wie im Flug. Frisch und erholt beschliessen wir, den Roadtrip mit einem Abstecher an die Nordwestküste zu starten. Pünktlich um 8 Uhr öffnet sich die Lücke und die wenigen Fahrzeuge, die es in der Vorsaison im April auf die Insel verschlagen hat, strömen in verschiedene Richtungen.
Die meisten Campingplätze auf Sardinien öffnen erst im Mai. In unserem Magazin-Beitrag Die 6 besten Campingplätze auf Sardinien findest du nicht nur die schönsten Campingplätze der Insel, sondern auch die saisonalen Öffnungszeiten.
Grund für diesen spontanen Schwenker ist die Lust auf einen Sonnenuntergang mit Meerblick. Doch was uns die Insel dann landschaftlich offenbart, haben wir beide kaum erahnt.
Der Fahrspass lässt nicht lange auf sich warten. Angenehme Passstrassen schlängeln sich durch die blühende Landschaft Sardiniens und eröffnen wunderbare Ausblicke auf die Weiten bis zur Küste. Uns lockt die Costa Paradiso mit ihrem Namen. Und dem macht sie alle Ehre! Rote Felsen ragen aus dem kristallklaren Wasser empor. Eine kleine Wanderung von nur 15 min führt vom grossflächigen Parkplatz entlang der traumhaften Landschaft zur Bucht Li Cossi. Der Strand ist praktisch menschenleer und nur das Rauschen des Meeres ist zu hören. Hinter der Bucht offenbart sich eine Landschaft, die an ferne Canyons erinnert.
Nach dem Highlight an der Costa Paradiso beschliessen wir, in die Stadt Castelsardo zu fahren. Hoch oben auf alten Festungsmauern thront die Stadt. Wir lassen uns mit den Menschenmassen durch die belebten Gassen treiben. Plötzlich weht ein wunderbarer Gesang entlang der Burgmauern. Ein live Konzert findet vor einer Kathedrale statt – was für eine Kulisse. Trotz der überschaubaren Grösse verliert man sich schnell in den verwinkelten Seitensträsschen, deren Ecken mit zahlreichen Pflanzen und Kakteen verziert sind. Castelsardo verströmt einen ganz besonderen Charme, der noch getoppt wird durch den wunderbaren Weitblick aufs Meer.
Am besten parkierst du am Fusse des Hügels und erkundest die Stadt zu Fuss. Ein guter Parkplatz dafür liegt 20 Gehminuten vor dem Kern der Hügelstadt. Etwas näher liegt dieser Parkplatz, der in 10 Gehminuten direkt nach oben führt.
Über die Park4Night App haben wir den Campingplatz Area Camper Maragnani entdeckt. Die Einfachheit des Platzes wird uns bereits bei der Ankunft bewusst. Die Rezeption ist vielmehr ein alter Camper, dessen laut dröhnende Technomusik sich mit italienischen Klassikern aus dem gegenüberliegenden Restaurant mischt. Da kommt auch schon der super freundliche Platzbesitzer Stefano auf einem Golfkart angefahren. Der Platz sei ziemlich voll. Zu Fuss dürfen wir uns ein freies Plätzchen aussuchen und trauen unseren Augen kaum: In der vordersten Reihe mit dem perfekten Ausblick aufs Meer ist tatsächlich noch eine Lücke frei! Unsere Entscheidung, einen spontanen Schwenker an die Westküste zu machen, hat sich gelohnt und wir kriegen unseren Sonnenuntergang bei offener Hecktür.
Trotz des traumhaften Stellplatzes und dem direkten Zugang zum darunter liegenden Strand, verliessen wir den Platz nach nur 1 Nacht aufgrund mangelnder Sanitäranlagen. Lediglich eine Aussendusche, sowie eine Toilette im Restaurant stehen den Gästen als Sanitäranlagen zur Verfügung. Campierende ohne eigenes Camping-WC müssen sich somit an die Öffnungszeiten des Restaurants richten. Der stolze Preis von 20 € pro Nacht inkl. Strom rechtfertigt sich für mich somit lediglich durch die traumhafte Aussicht und die Strandnähe.
Am nächsten Tag heisst es zurück an die Ostküste. Nach etwa 2 Stunden erreichen wir unseren Platz für die nächste Nacht. Auf dem Camping Calacavallo befinden sich nebst 60 Bungalows, sage und schreibe 340 Stellplätze. In der Nebensaison fällt uns diese Grösse natürlich kaum auf, da sich nur wenige Campingfahrzeuge auf dem Platz befinden.
Folgt man dem Weg vorbei an den Bungalows, führt ein schmaler Naturpfad zum Spiaggia Cala Pipara. Eine wunderschöne Bucht, zu der wir unsere Picknickdecke mitnehmen und das Licht der hinter uns untergehenden Sonne bei einem Apérol-Spritz geniessen.
Tipp am Rande: Mückenspray lohnt sich, denn hinter vielen Stränden Sardiniens liegen Tümpel und Flüsse, die je nach Saison zur Heimat einiger Insekten werden.
Nur 5 Fahrminuten vom Campingplatz Calacavallo entfernt, finden wir zwei der wohl schönsten Strände Sardiniens. Direkt neben dem Brandinchi Beach, der mit seinem weissen Sand, dem türkisen Wasser und dem im Hintergrund empor ragenden Fels zum Traummotiv wird, liegt der Spiaggia di Lu Impostu. Sich hier den ersten zarten Sonnenbrand einzufangen, ist der perfekte Start in unseren Urlaub. Wir fühlen uns, als wären wir mit meinem “Büsli” in der Karibik gestrandet.
Leicht sonnen verstrahlt fahren wir noch einige Kilometer weiter. Unser Ziel ist Cala Gonone. Der Ort soll der perfekte Ausgangspunkt für Wanderungen und Bootsausflüge zu wunderschönen Buchten sein. Womit wir nicht gerechnet haben, ist die Strecke kurz vor der kleinen Ortschaft. Ein mächtiger Hang führt über das Gebirge, das den Küstenabschnitt vom Landesinneren abtrennt. Über wenige sehr enge Kurven tuckern wir hinunter zur Ortschaft. Mit dem VW T5 lässt sich der Passo di Littu problemlos bewältigen. Grössere Camper und Fahrzeuge mit Anhänger dürfen die Strasse nicht passieren.
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Vom zentral gelegenen Campingplatz Camping Cala Gonone aus, lässt sich die Ortschaft gut zu Fuss erkunden. Auf dem Weg zu unserem Sangria im Hafenrestaurant, buchen wir kurzerhand unsere Bootstour für den nächsten Tag. Bei den Touren kann man zwischen verschiedenen Boots- & Gruppengrössen wählen. Wir entscheiden uns für das kleinste Motorboot für gemischte Gruppen, für 50 € pro Person für einen ganzen Tag. Verpflegung und Getränke müssen selbst mitgebracht werden. Die kleine Tour überzeugt uns damit, dass man mit dieser Bootsgrösse sehr nah an die Klippen kommt und sogar in einige Höhlen hineinfahren kann.
Ich muss zugeben, zwar geniesst man im April klar den Vorteil, dass die Strände nicht überlaufen sind, doch der grosse Nachteil bei mir als Warmblüterin: das Klima. Zum Baden ist das Wasser mit nur 15 °C gefühlt eisig. Wir haben am Anfang des Monats unglaubliches Glück und geniessen täglichen Sonnenschein. Doch heute ziehen graue Wolken über die Bergmassive der Ostküste und verstärken den Fahrtwind des Bootes mit einer kühlen Brise. Trotzdem ist der Ausflug für mich eines der Highlights dieser Reise. Wir sind nur zu fünft mit unserem Guide und einem deutschen Paar auf dem kleinen Motorboot. Unsere Gruppe erkundet eine Felshöhle nach der anderen. Dank des kleinen Bootes können wir in die meisten davon sogar hineinfahren und die Höhlen von innen bestaunen. Doch das eigentliche Highlight sind die menschenleeren Strände. Der bekannteste davon ist Cala Luna, den man auch zu Fuss erreichen kann und der besonders bekannt ist wegen seiner von Höhlen gesäumten Klippe. Mein Favorit ist der Strand Cala Mariolu. Mit seinen zwei Buchten und den grossen Felsen im Wasser, ist er für mich der absolut schönste Strand ganz Sardiniens.
Schweren Herzens verlassen wir Cala Gonone nach nur zwei Nächten. Der Ort hat uns sehr gut gefallen und hier könnte man definitiv länger bleiben und weitere Ausflüge in den Wanderschuhen unternehmen. Vom Wasser aus erhaschten wir einen Blick auf die wunderbare Bucht des Cala Coloritze, der nur per Landweg betreten werden darf. Die Wanderung hierhin soll wohl durch eine beeindruckende Schlucht führen, die an Szenen aus dem Film Avatar erinnert. Doch der Wetterbericht kündigt Regen an und die Sonne scheint sich weiter in den Süden verzogen zu haben. Unser Roadtrip führt aus Cala Gonone ins gebirgige Innenland. Der Pass über die SP26 in Richtung Costa Rei ist im Gegensatz zum Passo di Littu auch für grössere Campingfahrzeuge befahrbar.
Und wie wir die Sonne finden! Gleich drei Nächte bleiben wir auf dem wunderbaren Campingplatz Capo Ferrato, der direkt an den langen Sandstrand angrenzt. Dieser Küstenabschnitt ist ein wahres Paradies zum Baden. Je nach Wellengang lässt es sich sogar Surfen. Bei uns ist es so ruhig, dass wir direkt das SUP auspacken und über das klare Wasser paddeln.
Stell dich bei einem Roadtrip auf Sardinien darauf ein, dass jeder Traumstrand immer und immer wieder von weiteren paradiesischen Küstenabschnitten getoppt wird.
Ein Ausflug, der sich nicht wegen des eigentlichen Zieles gelohnt hat, ist unsere Fahrt nach Cagliari. Wir merken schnell, die Hauptstadt ist uns zu riesig und wir möchten uns nicht vom Meer wegbewegen. Zwischen Stadt und Strand liegen jedoch Lagunen, in denen sich scharenweise Flamingos tummeln.
Doch so richtig lohnenswert ist der kleine Zipfel-Abschnitt bei Villasimius. Der Ort selbst ist unglaublich niedlich und bietet einige typisch italienischen Restaurants und Cafés. Die Küstenstrasse hier entlang ist genau so, wie man sie sich von einem Insel-Roadtrip wünscht. Entlang zahlreicher Buchten, von denen wir bei einer für eine kleine Wanderung Halt machen.
Beim Capo Carbonara führt eine Wanderung in 40 min. vom Parkplatz aus bis ganz zum Kap. In nur 15 min. erreicht man über die kurze Route den Torre di Porto Giunco, einen Turm, der schon beinahe in sich zusammenbricht. In der farbenprächtigen Frühlingsblüte und den angenehmen Temperaturen, lohnt sich das Wandern auf Sardinien selbst für kurze Ausflüge.
Der Torre di Porto Giunco ist stark einsturzgefährdet. Absperrungen und Schilder warnen davor, nicht zu nah an das alte Gemäuer zu treten.
Sieben volle Tage habe ich mit dem Camper auf der Insel Sardinien verbracht. Ob man den Traumstränden nachgeht und die schönste Bucht der Insel sucht, sich in der gebirgigen Landschaft auf Wanderschaft begibt oder einen Cappuccino nach dem anderen in den italienischen Dörfern geniesst, Sardinien ist für jeden Reisetypen geeignet. Für mich ist die Insel weniger ein abgehackter Punkt auf der Bucketlist, sondern vielmehr ein Ort, an den ich zurückkehren möchte. Die Insel ist stark auf Camping-Reisende ausgelegt und macht den Ort in Kombination mit der atemberaubenden Landschaft wahrlich zum Camping-Paradies.