Ich heisse Nelson Goncalves da Silva und lebe seit November 2016 Vollzeit im Camper, und dies hauptsächlich in der Schweiz. In dieser Zeit habe ich so manches gelernt, dass ich euch hier mitgeben möchte.
Ende Herbst, wenn die Temperaturen in den Minusbereich sinken, fahre ich nicht dem warmen Wetter hinterher. Wenn ich im Winter in einer trostlosen Landschaft Campen gehe und abends beim einschlafen ein feines rieseln von frischen Schneeflocken auf dem Camper höre, fange ich an, mir vorzustellen wie die Natur um mich herum wohl am nächsten Morgen aussehen wird.
Wenn ich dann morgens aus dem Fenster blicke, freue ich mich, eine verschneite Landschaft zu sehen. Oft koche ich mir dann einen Kaffee und schaue zu, wie Lenny sich ab der weissen Masse erfreut und sich darin wälzt. Nach meinem Morgenritual nehme ich meine Kamera hervor, ziehe mich an und gehe mit Schneeschuhen bestückt in der verschneiten Landschaft wandern. Dabei versuche ich meinen Fokus auf die Umgebung und das Licht zu setzen und die Magie des Winters, auf Fotos festzuhalten.
Mittlerweile habe ich drei Winter im Camper hinter mir und die vierte Saison steht vor der Tür. Dabei habe ich in dieser Zeit einiges lernen dürfen, um auch im Winter sorgenfrei mein Vanlife zu geniessen.
Im Camper zu sitzen und los in die Natur zu fahren, löst in mir oft ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer aus. Idylle und Ruhe vorzufinden und dabei die Seele baumeln zu lassen, ist oft meine persönliche Motivation loszuziehen. Doch viele der Campingplätze oder Freistehplätze sind in beliebte Reiseländer, wie z.B. der Schweiz, während der Hochsaison (Sommer) sehr gut frequentiert. Wer dies mag und auch sucht, ist während dieser Saison gut aufgehoben. Für Personen, die wie ich, eher ruhige Plätze suchen, um z.B. auch mal den Hund frei herumrennen zu lassen, kann die Hochsaison anstrengend sein.
Anders ist es in der Nebensaison. Nicht selten kommt es dann vor, dass man ganz alleine an einem tollen Platz in der Natur oder auch auf dem Campingplatz steht. Auf Verständnislosigkeit stosse ich, wenn ich Camping-Freunden vom Wintercamping erzähle. Sei es auf dem Campingplatz oder Freistehplätze. Sicher gibt es einige Argumente, wie winterliche Strassenverhältnisse, die Kälte, die durch Haut und Knochen geht, geschlossene Campingplätze oder nicht funktionierende Service Points, die die Vorstellung vom gemütlichen Campen im Winter, trüben. Aber gibt es nicht ebenso viele Punkte, die reizvoll sein können und für das Campen im Winter sprechen?
Zu allererst frage ich mich, in welche Richtung ich fahren soll. Will ich eher niedere Regionen besuchen, wo eventuell kein Schnee liegt, oder entscheide ich mich für höhere Regionen, wo viel Schnee liegen könnte? Dann kläre ich ab, was es dort für Sehenswürdigkeiten im Winter anzuschauen gibt oder was für sonstige Winteraktivitäten vor Ort machbar sind. Falls ich Wintersport ausüben will, werde ich eher Bergregionen anfahren, wo solche Aktivitäten auch möglich sind.
Wintersport-Regionen sind sehr belebt und bieten so einiges. Das Angebot ist oft so gross, dass man nicht ein Wintersportler sein muss, um in diesen Regionen etwas zu unternehmen. Neben verschiedenen Winterwanderwegen gibt es z.B. auch Schneeschuh-Trails oder Massage- und Spa-Angebote. Aber Achtung: In Bergregionen, wo viel Schnee liegt, kann das Handling mit dem Fahrzeug herausfordernd werden und einzelne Stellplätze können nicht angesteuert werden.
Falls ich aber mal kein Wintersport ausüben möchte, steuere ich niedere Regionen an, in denen oftmals auch weniger Schnee liegt. Solche Regionen haben den Vorteil, dass die Strassen und die Stellplätze z.B. wegen des fehlenden Schnees einfacher zu befahren sind.
Bevor ich losfahre, erkundige ich mich, welche Campingplätze in der Zielregion geöffnet sind. Denn einige Campingplätze sind im Winter geschlossen. In Wintersport-Regionen z.B. sind Campingplätze jedoch meist geöffnet, da zu dieser Zeit in solchen Regionen Hochbetrieb herrscht. Kürzlich bei einem Besuch im Engadin z.B. habe ich feststellen müssen, dass einige Campingplätze ab Dezember wieder offen haben, da das Engadin sehr beliebt für den Wintersport ist.
Falls ich aber unterwegs Wildcampen will, fahre ich die Stellplätze an, die ich z.B. auf Stellplatz Finder App’s wie Park4Night (Play Store, App Store) oder iOverlander (Play Store, App Store) finde. Auch hier sollte man aufpassen. Die meisten dieser Plätze wurden im Sommer hinzugefügt. Das kann bedeuten, dass sie im Winter gar nicht erreichbar sind. Ich persönlich musste dies, letztes Jahr im Südtirol, einige Male selber erleben. Immer wieder brachte ich mich in Situationen, wo die Strasse zum Freistehplatz gesperrt waren. Einen halben Tag mit Stellplätze suchen und anfahren zu verbringen kann frustrierend sein.
Damit mir dies in Zukunft aber nicht mehr so oft passiert, benutze ich die Kommentar-Funktion in solchen App’s. Speziell im Winter achte ich nun darauf, ob bei Freistehplätzen, die ich gerne ansteuern möchte, auch im Winter Kommentare abgegeben wurden. Dies kann helfen, sich ein Bild zu machen, ob im Winter solche Plätze angefahren werden können oder nicht.
Da ich die Zeit im Winter nicht nur im Camper verbringen will, packe ich warme Winterkleidung ein. Deshalb wechsle ich gegen Herbst den Inhalt meines Kleiderschranks aus. Denn dank richtiger Bekleidung, kann man auch das Draussen sein geniessen. Im Winter durch die verschneite Landschaft zu spazieren und das Knistern unter den Winterstiefeln zu hören, ist für mich immer wieder eine wunderschöne Erfahrung. Wenn ich Glück habe, begegne ich sogar Wildtieren, die aktiv auf Futtersuche sind. Solche Begegnungen sind immer wieder aufs Neue ein Highlight.
Lade dir kostenlost unsere Packliste herunter mit den Wichtigsten Dingen für dein Winterabenteuer.
Damit du beim Packen für deinen Campingtrip nichts vergisst, haben wir alle wichtigen Punkte in dieser praktischen und kostenlosen Checkliste gesammelt.
Ein Camper, ein Wohnmobil oder ein Wohnwagen haben meistens eine andere Gewichtsklasse als der PKW, der Zuhause steht. Darauf sollte man sensibilisiert sein, wenn man damit unterwegs ist. Vor allem im Winter, wenn Schnee und Eis auf der Strasse liegt, können sich Bremswege drastisch verlängern. Ein Wohnwagen, der ins rutschen kommt, ist schwieriger unter Kontrolle zu halten als ein PKW. Dies sind Extremsituationen, die jeder zu vermeiden versucht. Um Stress und Zeitdruck zu vermeiden, empfehle ich daher, genug Zeit für die Tagesetappen einzuplanen. Kurze Tagesetappen verhelfen mir, dass ich in angepasstem Tempo unterwegs bin und bei genügend Licht den Stellplatz oder Campingplatz erreiche. So kann ich mich vor Ort besser orientieren und mich für die Nacht vorbereiten.
So sollte man es nicht machen!
Ich persönlich ziehe täglich die Wetter-Apps zu Rat. Dies hilft mir dabei, die Tagesetappen unterwegs anzupassen, wenn nötig. So kann ich mir ein Bild machen, wie das Wetter in naher Zukunft aussehen könnte. Im Bezug zur eventuell fallender Schneemenge, kann dies mehr oder weniger Einfluss auf meine geplante Route nehmen. Dies wiederum, beeinflusst meine Wahl des Schlafplatzes.
Fahre ich also in Bergregionen einen Freistehplatz an und kurz darauf schneit es, ist es schon vorgekommen, dass die Zu- und Ausfahrt blockiert sind und man die Gefahr läuft, festzustecken. Deshalb ist man, bezüglich Schlafplatz, auf Campingplätzen besser aufgehoben. Ein zusätzlicher Vorteil im Winter auf Campingplätzen zu übernachten, ist, dass immer eine Person vor Ort, die einem helfen kann. Egal ob man mit dem Camper im Schnee feststeckt, oder sonst einen Notfall hat.
Ein Service Point beinhaltet oftmals verschiedene Sachen, die für einen Camper essentiell sind. Einerseits kann an solchen Orten das Frischwasser aufgetankt werden, andererseits das Grau- und Schwarzwasser geleert werden. Moderne Service Points ermöglichen sogar das Aufladen der Batterien am Landstrom. Dies kann unterwegs sehr hilfreich sein, wenn man gerne autark unterwegs ist und die Solarpanels nicht genug Strom einspeisen. Hier sollte man wissen, dass Service Points teilweise ausser Betrieb sein können.
Ist dies der Fall, habe ich die Erfahrung gemacht, dass im Winter die Betreiber von Tankstellen, Restaurants oder zum Teil auch Landwirte hilfsbereiter sind als in der Camping Hauptsaison. Sie ermöglichten mir oft das Füllen von Frischwasser oder das Entleeren von Grauwasser. Um sich einen Umweg zu ersparen, um an Wasser zu kommen, benötigt es oftmals lediglich etwas Offenheit und den Mut, seine Mitmenschen an solchen Orten um Hilfe zu bitten.
Weitere Tipps zu Wintercamping und die schönsten Campingplätze im Winter findest du in diesem Artikel.